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Donnerstag, 22. April 2010





23. Post. Fortsetzung der Eröffnungsrede.Umgepflügt....Ausstellung der Sammlung Robert Bollow.Sonderbuch.
Die vor allem durch Populärliteratur verbreitete Vorstellung einer massenhaften Kolonisation muss einer anderen weichen , wonach eine wesentlich kleinere Gruppe ihre kulturellen Errungenschaften mitbrachte. Ein Grund für das veränderte Bild: Die Mainzer Anthropologen Joachim Burger und Wolfgang Haak, haben den genetischen Code der ersten Bauern geknackt, die vor 7000 Jahren in Deutschland, Österreich und Ungarn siedelten.
Allerdings konnten sie nur von 24 Skeletten Proben für ihre aufwändigen Untersuchungen gewinnen. Die Überraschung: Ein Viertel der Proben, also 25 % , gehört zum N1a-Typ, den heute nur 0,2 % der Europäer aufweisen.
Zu denken gibt, dass die einzige Probe aus Ungarn ebenfalls diesem seltenen Typ angehört und der "europäische Zweig" dieser Genvariante heute am häufigsten im Gebiet des nahen Ostens vorkommt. Dies stärkt den Verdacht, dass die "Überträger" der Linienbandkeramik dem N1a-Typ angehörten. Und diese könnten die größere der jagenden und sammelnden Urbevölkerung mit Ackerbau und Viehzucht "infiziert" haben, muss dann aber ( - durch Auswanderung? Ausrottung?) - offenbar bald von der Bildfläche verschwunden sein.
Wie Computersimulationen der Mainzer zeigen, können selbst natürliche Genveränderungen einen solchen Typus nicht derart drastisch reduzieren. Haak und seine Kollegen halten es daher für denkbar, daß einheimische Jäger und Sammler die Landwirtschaft von den nicht sehr zahlreichen Einwanderern übernommen haben. Dieser Gedanke ist auch der Archäologie bislang nicht gänzlich fremd gewesen und daher so neu nicht. Viele Archäologen dachten auch vorher schon an einen länger dauernden Prozess, der von einwandernden Kleingruppen ausgelöstwurde, ohgne die DNA-Analysen zu kennen. Diese traten in vielfach variierenden Kontakt mit Einheimischen, es kam zu Asimilierungs- und Akkulturationsvorgängen, wobei zuerst eine große, äußerlich recht homogen wirkende Kultur entstand, die sich fortschreitend in lokale Teilgruppen aufspaltete (Eduard Sangmeister, 1983)
Von den in Frage kommenden europäischen Steinzeitmenschen fehlen bisher Proben für DNA-Analysen. Ebenso unklar bleibt die Frage, woher die ersten Bauern kamen. Um das bestimmen zu können, müssten auch steinzeitliche Skelette von Jägern und Sammlern aus Osteuropa und dem Orient untersucht werden, wo vor Jahrtausenden mit dem Anbau von Getreide begonnen wurde und später Schafe und Ziegen, Schweine und Rinder domestiziert wurden.
Einerseits kommt eine massenhafte Einwanderung nicht in Frage, wie DNA-Analysen beweisen, andererseits treten uns die Bauern Mitteleuropas mit einer vollbäuerlichen Mischwirtschaft, mit einer derart komplexen Dorf- und wohl auch Gesellschaftsorganisation entgegen, dass es schwer fällt, in ihnen langsam an ein sich völlig neues Wirtschaftssystem sich anpassende Jäger und Sammler sehen zu wollen (Sangmeister 1983) Uner Archäologen herrscht wie gesagt keine Einigkeit. Nach Sangmeister stellt sich die Frage nach dem Woher nicht. Er regt an, nicht immer an einen Raum außerhalb zu denken, sondern eher nach dem "Wie in der Zeit". Die Frage sollte seiner Meinung nach lauten: Wie, Wann, Wo und Von Wem wurde die Kultur ausgebildet, der wir den Namen "Bandkeramik" gaben.

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