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Freitag, 28. Oktober 2011

305. Post. Eine Fundstelle ohne genaue Ansprache die hier schon einmal ansatzweise vor gestellt wurde, liegt auf der Gemarkung Wippingen. Große Stücke lokalen Hornsteines wurde an dieser Stelle vermutlich einer groben Zerlegung unterzogen, wobei die Produkte aus dieser Grundproduktion weitgehend fehlen. Erste Annahmen, es könnte sich um ein hier anstehendes Rohmaterialvorkommen handeln, konnten sich durch eine Sondage an dieser Stelle nicht bestätigen. Möglicherweise liegt das an der Oberfläche verstreute Material weit von der ursprünglichen Stelle entfernt. Gruben oder Abbaustellen liegen nicht darunter.
ein starkes Signal des GPS-Gerätes ist notwendig, um möglichst genaue Daten der Fundstelle zu erhalten.
oben eine Kernkantenklinge, die für die Vorbereitung regelmäßiger Abschläge geschlagen wird und ein Indiz für die Grundproduktion darstellt.
Ein grober Restkern mit Klingennegativen, ein Lamellenabschlag ist erkennbar.
oben: rosafarbener Hornstein, Abschlag.
oben rosafarbener Hornstein.
oben: amorpher Kern. Er wurde verworfen, da er zahlreiche Klüfte aufweist bei denen die Zielabschläge stecken bleiben.

Oben: Abschlag mit Abschlagnegativen, verworfen.
Kerntrümmer mit einer "Pflugschramme"
Kerntrümmer

Oben: eine grobe Kernscheibe mit den randlichen Abschlagnegativen. Dieser Präparationsabschlag sollte eine neue Schlagfläche für den weiteren Abbau des Kernes schaffen.

oben: Kernscheibe
oben: Ein Klingenkern mit Klingennegativen eines regelmäßigen Abbaus wie er von der Bandkeramik an typisch ist.
oben: ein Klingenkern.
Kerntrümmer

oben: Ein konischer Klingenkern mit einer Schlagfläche und einer Abbaufläche.

oben: ein amorpher Kern. Die Abbauflächen sind nicht durch eine oder mehrere Schlagflächen geregelt. Geschlagen wurde regellos an Kanten der vorausgegangenen Negativen- So entsteht kein regelmäßiger Abbau und lassen sich keine gleichmäßigen Klingen schlagen.

Roter Bohnerzhornstein, ein Material das hier eigentlich nicht vorkommt.



Eine der selten zu findenden Klingen, unmodifiziert, wohl verworfen.
oben: Eine Kernscheibe mit der Abbaukante an der die Zielabschläge stecken blieben.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Absammeln oder nicht absammeln?

304. Post. Absammeln oder nicht absammeln?


Dem Schutz der Denkmale vor Ort gilt sicher die höchste Priorität. Das heißt auch die Funde an Ort und Stelle zu belassen um die Kontexte nicht zu zerstören. Das entscheidende Gegenargument sind die Zerstörungen, die die technisierte Landwirtschaft damit anrichtet. Unten ein Spitzenfragment eines jung neolithischen Dolches, rezent zerstört, d.h. irgendwo in der Nähe muss noch das andere Ende liegen...und zwei Pfeilspitzen, gestielt, wohl schon bronzezeitlich und mit konkaver Basis...ebenfalls ohne Spitze. Die Archäologie ist eine Wissenschaft, deren Hauptaufgabe nicht die ist, die Museen mit schönen, unversehrten Artefakten zu bestücken und deshalb wird auch aus dieser Ecke keine grundsätzliche Billigung der Erfassung von Oberflächenfunden zu erwarten sein. Der Denkmalschutz geht noch weiter. Selbst die Wissenschaftler erhalten oft nur eine Grabungsgenehmigung, wenn Fundstellen in akuter Gefahr sind. Im Gegenzug verschwinden täglich Flächen in der Größe von Fußballfeldern ohne eine archäologische Untersuchung voran zu setzen. Da kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen. Eine Ideallösung wird es aus monetären, zeitlichen, personellen Gründen wohl nie geben.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Importiertes Rohmaterial




303. Post. Wieder importieres Rohmaterial ( roter Bohnerzhornstein) zu dem es fast keine Werkzeuge bisher gibt. 50mm breiter amorpher Restkern. Nach Dr. Strien soll es möglich sein, von bevorzugtem Rohmaterial während der Zeit der Bandkeramik auf die soziale Struktur einer Siedlung Schlüsse zu ziehen. Nach seinen mündlichen Aussagen ist es auf einzelne Familien (clans?) innerhalb von Siedlungen im gleichen Zeitraum teilweise auffällig beschränkt, an Häuser und ihre Abfallgruben gebunden. Wurde es innerhalb einer Familie untereinander verteilt, vielleicht über weiträumige verwandschaftliche Beziehungen? Umso wichtiger ist es auch in diesem Falle solche aus dem Gesamtinventar einer Fundstelle herausragenden Funde auf der Oberfläche ein zu messen. Ortsfremdes Rohmaterial ist außerdem besonders zu beachten, da es nicht weit von der Fundstelle, von der nicht sicher ist, ob es sich um eine Ansiedlung handelt eine große, neolithische Rohmaterialquelle gibt, also Ressourcen, die aus praktischen Gründen nicht dazu zwangen das Material für die Werkzeuge über weite Strecken zu transportieren! Es muss andere Gründe geben. Spontan fällt mir als laienhafte Arbeitshypothese ein, dass das Material auch so etwas gewesen sein könnte wie "praktische Gastgeschenke, Mitgift..."usw. Wäre es so, überraschten auch die vergleichsweise geringen Vorkommen nicht, denn angesichts der bis jetzt gefundenen Menge hätten solche Geschenke mehr Symbolcharakter. Bekannt sind die Hornsteine aus den Bohnerztonen bei Auggen/ Isteiner Klotz mit relativ weitem, kulturellem Verbreitungsgebiet.
302. Post. Pro-Absammlung! Anschaulicher Vergleich zwischen einer unbeschädigten und einer frisch durch die Kreiselegge beschädigten Pfeilspitze von ein und demselben Fundplatz.
Die linke Pfeilspitze, die nach der Umrisslinie vermutlich genau so lang war wie die rechte, machte nach ein paar Tausend Jahren die Bekanntschaft mit moderner Agrartechnik. So sehen ohne Absammlungen die Oberflächenfunde mit großer Sicherheit in einigen Jahren alle aus, wenn sie nicht rechtzeitig geborgen werden. (Für die Wissenschaft ist es vielleicht unerheblich, ob ein Artefakt modern beschädigt ist, da für eine Datierung auch ein solches Fragment ausreichen kann. Die konkave Basis ist hier entscheidend und sie ist noch vorhanden. ) Schade darf man diesen Schaden aber finden.

Samstag, 22. Oktober 2011

Ein jungneolithisches Erntemesser

301. Post. Ein jungneolithisches Erntemesser aus Asch.




Während im älteren Neolithikum (Bandkeramik) Klingen als Sicheleinsätze verwendet wurden (Kompositgeräte aus Holz und Silex) tauchen in späteren Zeiten auch große Klingen und Abschläge als Erntemesser auf. Im Jungneolithikum erscheinen dann wahre Meisterleistungen, deren ästhetisch perfekte Ausführungen fast mehr an ein Statussymbol als an einen praktischen Gebrauch denken lassen. Solche Messer wurden sicher für vielerlei Tätigkeiten eingesetzt. Meist haben sie einen Rücken auf dem die Hand den Schnitt führte und eine retuschierte Schneide. Sammler bezeichnen solche Stücke auch als "Pfahlbaumesser", sie hatten teilweise auch Holzschäftungen.
Dorsale Kantenretuschen und Kortexrücken...




Das Distalende ist unretuschiert, zeigt aber kleine Gebrauchsretuschen. Der bei einem Erntemesser nach dem Einsatz zu erwartende "Sichelglanz" fehlt.



Die unretuschierte Ventralseite, oben . Hornstein, der gut in das Rohmaterialspektrum des nahe liegenden Borgerhau passt und wohl von dort stammt. rechts der Bulbus als Erkennungsmerkmal für die artefizielle Grundproduktion als Zielabschlag und darunter die Schlagmarke, die mit einem harten Schlag verbunden sein kann.




oben: Die Dorsalseite mit der Rinde die (links im bild) erste Versuche zeigt den Abschlag zu lösen, was man von Retuschen untescheiden muss. Auf diesem Proximalende des Zielabschlages liegt der Schlagflächenrest.




301. Post. Ein jungneolithisches Erntemesser, das im Fundzustand noch wie ein großer Abschlag aussah und wohl im nassen Zustand mit Erdanhaftungen geborgen und daher nicht sofort erkannt werden konnte....

Bifazielle Pfeilspitzen

300. Post. Bifaziell gearbeitete Pfeilspitzen einer Fundstelle, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Fundareal zeigt sowohl älterneolithische (bandkeramische?) den regelmäßigen Klingenkernen nach zu urteilen wohl auch mittelneolithische, als auch jungneolithische Komponenten. Auch ein Mittelpaläolithisches Werkzeug konnte hier geborgen werden. Eine Siedlung konnte durch geomagnetische Prospektionen nicht fest gestellt werden.



Pfeilspitzen e i n e r Fundstelle. links Basisbruchstück ( Spitze rezent durch landwirtschaftliches Gerät abgebrochen) aus rosafarbenem Hornstein, eventuell intentionell erhitzt um für die Herstellung die Schlageigenschaften zu verbessern (?) (Vergleiche die Pfeilspitze von Post 270 der ein ähnliches Artefakt zeigt, aber nicht diesen deprimierenden Zustand, den die Landmaschinen schaffen.) Die große Schwester in der Mitte wurde hier schon vorgestellt. Ganz rechts eine neu vor zu stellende Pfeilspitze mit sehr breiter Basis, die leicht konvex bifazial zu gerichtet ist. Sie ist nicht nur verhältnismäßig groß, sondern auch aus einem importierten Material, aus Plattensilex oder Plattenhornstein, wie er um Arnhofen vorkommt und dort vor allem im Mittelneolithikum große Verbreitung erfuhr und bergmännisch abgebaut wurde. oben rechts die "Vorderseite, unten die Rückseite." Im schmalen Querschnitt zeigt der Silex feine Bänderungen in Grauabstufungen.



Pfeilspitzen aus Plattenhornstein, kanten retuschiert und weitgehend flächig retuschiert kommen um Sonderbuch immer wieder ans Tageslicht. Oft tragen die Spitzen dann auf beiden Seiten Reste der Kortex, (weiteres Beispiel hier oben in der Mitte-) der Rinde, weil das Rohmaterial wie der Name schon sagt in mehr oder weniger dicken Platten natürlich vorkommt. Beide große Spitzen wiegen rechts: 7,2 Gramm, Mitte, leider unvollständig mit 10,8 Gramm. Das Gewicht von 9 Gramm, das man in der Regel für das Maximum annimmt, zeigt hier also einen Ausreißer. Das liegt aber daran, das es sich um ein Halbfabrikat handelt, das möglicherweise bei der Herstellung seine Spitze verlor und nicht zu Ende gearbeitet werden konnte. Links und rechts Asch. Mitte Sonderbuch.
300. Post. Pfeilspitzen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Freitag, 21. Oktober 2011

299.Post. "Angewandte Artefaktmorphologie" Nach der Morphologie...

...sind die Eingangsfunde einer Fundstelle (oben) noch nicht näher morphologisch eingeordnet.
oben: Gereinigte Artefakte der Grundproduktion einer neolithischen Fundstelle. Hier: weitgehend amorphe Kerne.

Post. Angewandte Artefaktmorphologie.
Nach der Morphologie(- Formenlehre) der Artefakte wird nach deren Reinigung eine Sortierung vorgenommen. Nach ihrer morphologischen Beurteilung, wie "Kern-Kerntrümmer, Klingenkern, Lamellenkern, amorpher Kern...usw." werden sie zusammengefasst und sind nach ihrer näheren Ansprache getrennt aus dem Magazin einem leichten Zugriff vorbereitet. Diese Arbeit ist nie wirklich ab geschlossen und ergibt sich mit jedem neuen Fund, die aus schon genannten Gründen im Moment nicht vor gesehen sind.
Bloße Auszählungen sind daher, wenn auch zeitaufwendig, leicht möglich. Fragen nach der Anzahl der oberflächlich aufgenommenen Artefakte könnten, relativ rasch angegeben werden.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Sonntag, 16. Oktober 2011

297. Post. Weitere, einfache Pfeilspitze aus stichbandkeramischem Kontext.
Mehr für eine Zurichtung zu einer funktionierenden Pfeilspitze braucht es nicht und weniger geht nicht:

Links, im Vergleich mit einer schon vorgestellten Pfeilspitze aus mittelneolithischen Zusammenhängen (rechts) gleich langen Spitze, diesmal aus grauer Hornsteinvarietät. Wenige, formgebende Retuschen sind an einer Klinge als Grundform aus geführt worden, deren Basis wie die der etwas aufwändiger hergestellten weißen Schwester, leicht konkav ausgebildet ist. Die schon vorgestellte Spitze hat eine Basismodifikation nach ventral, während die einfachere eine Modifikation der Basis nach dorsal aufweist. Da die Basis im Pfeilschaft befestigt war, war die Modifikation eine praktische, die im Zusammenhang mit der Schäftungsart notwendig war.
Nach ventral ist die neue Pfeilspitze überhaupt nicht modifiziert, weist lediglich rezente Beschädigungen auf. Funde dort zu belassen, wo sie in ihrem Kontext erhalten bleiben, heißt auch solche Beschädigungen bis zum völligen Verlust in Kauf zu nehmen. Umstände, durch die sich Sammler vor allem als Retter der archäologischen Objekte verstehen. Aus arachäologischer Sicht ist es opportun immer möglichst viel Kontext zu einem Fund zu eruieren. Einzelfunden ohne Kontext wird wenig Aussagekraft zu gemessen. Doch: Welchen Kontext kann durch eine ( dem Gebrauch nach weit herum kommende Spitze...) verlieren? Welche Dokumentation -außer der Einmessung des Fundortes in der Fläche- könnte noch angezeigt sein? Jedes beschädigte Fundstück ist ein Argument für die Absammlung der Flächen. Ein Medial- oder Spitzen-Bruchstück dieser einfachen Pfeilspitze wäre ohne die Basis nicht als Pfeilspitzenfragment zu erkennen.
Zweimal die gleiche Zurichtung an der Basis der Pfeilbewehrung: links nach ventral und rechts nach dorsal retuschiert.

Sonntag, 9. Oktober 2011

296. Post. Kratzer aus Bohnerzhornstein und eine Pfeilspitze der Stichbandkeramik.
Aus Sonderbuch (SOND.005.Grund) liegen vor allem auffällig viele Bohrer vor, die hier schon vorgestellt wurden. Aus den Kratzerfunden stechen vor allem solche mit ortsfremdem Rohmaterial hervor, wie der unten stehende Abschlagkratzer aus Bohnerzhornstein.

Die Kratzerkappe/stirn erscheint mit auffälliger Politur, obgleich die Kanten der feinen Retuschen nicht durch Gebrauch verrundet erscheinen. Der Kratzer weist wie viele auch zusätzlich eine laterale Retusche, hier links auf. Die rechte Lateralkante ist unmodifiziert.
Eine langschmale Pfeilspitze aus stichbandkeramischem (mittelneolithischem) Kontext. Ähnlich der langschmalen Klingen von diesem Fundort, erscheint auch dieses Projektil auffällig lang. Nach dorsal etwas mehr als nach ventral sind im Spitzenbereich die Retuschen partiell flächig, ansonsten umlaufend als formgebende Kantenretuschen angelegt. Die Basis ist weitgehend gerade mit einer leicht konkaven Retusche nach ventral. Das Proximalende der Grundform liegt im Spitzenbereich des Projektils. Der rosa Schimmer entlang einer Lateralkante ventral ist eine natürliche Bänderung im fast reinweißen Hornstein, wie er auf der Blaubeurer Alb vorkommt.

oben links: feine rosafarbene Bänderung/ Sprenkel.