Powered By Blogger

Donnerstag, 19. April 2012

342.Post.Eine bandkeramische "Flachhacke" aus Sonderbuch

Neufund vom Schlaghau.
(Breitflache Dechselklinge)                
Ein flaches, breites Beil fand sich unweit des kürzlich vorgestellten "Schuhleistenkeils" auf dem Siedlungshügel Schlaghau (SOND008) http://lesefunde.blogspot.de/2012/04/336-post-ein-neuer-dechsel-vom.html
Ein Fund von der Oberfläche, jenem Bereich, der bei großflächigen, archäologischen Untersuchungen in der Regel bis auf die  ungestörten Schichten abgeschoben wird. Eine Schramme bezeugt die Bekanntschaft mit dem Pflug. Solche Funde werden durch weitere landwirtschaftliche Eingriffe nicht schöner. 

Die Schneide des Beiles aus der Zeit der Linienbandkeramik.
um die 7000 Jahre alt.
Neolithikum





Nahaufnahme 


Das Beil weist vom Bereich des Nackens ausgehend eine alte Beschädigung auf, die durch den Gebrauch in der Schäftung verursacht worden sein könnte.
Das Beil hatte mit 70 mm Länge und 75mm Breite an der Schneide und ca.60-65mm Breite am Nacken eine geschlossenen trapezförmige Fläche mit konvexer Schneide.


Zustand bei der Auffindung. Für den ersten Moment wurden die GPS-Daten fest gehalten. Später wird der Fundort noch im Gelände von Hand ein gemessen. Das Artefakt unterscheidet sich nicht von den zahlreich dort liegenden Kieseln, einer Schotterfläche der Urdonau mit Material aus den Schweizer Alpen. 


Der Querschnitt zeigt denselben Winkel der  Schneidenfläche, wie sie die beiden schmalhohen Dechsel vom selben Fundort aufweisen. Diese Fläche hat in der Masse der Donauschotter das Artefakt zu erkennen gegeben.



skizzenhafte Ergänzung des alten Ausbruchs.
Eine bandkeramische "Flachhacke" vom Schlaghau.

Alle Dechsel, Artefakte aus Felsgestein einer einzigen Siedlung für die die Linienbandkeramik archäologisch nach gewiesen ist.
Dechsel links schmal und flach, nach rechts der neue, vorgestellte breitflache Dechsel. Beide dürften in einem Zwischenfutter gesteckt haben. Weiter nach rechts ein schmalhoher Dechsel, jedoch nicht ganz so hoch wie der Dechsel rechts außen und auch etwas breiter. Eine Spezialisierung der Beile ist erkennbar. Wie heute galt auch damals schon der Grundsatz: bestimmte Werkzeuge sind für einen bestimmten Zweck.
Das jeweilige Rohmaterial ist noch näher zu bestimmen.
Dechsel dieser Art und Zeit bestehen in der Regel aus Amphibolit, auch Grünschiefer genannt, einem harten und dichten, metamoprhen Gestein. Es kommt hier nicht geologisch vor. Das gilt für die meisten Fundstätten, war aber im Altneolithikum der gebräuchlichste Rohstoff für Dechselklingen. Das Gestein variiert in der Farbe von grün bis dunkelgrau. Es scheint für den bestimmten Gebrauch die besten Eigenschaften zu besitzen. Das harte, zähe Material hat zwar eine Schieferstruktur, die jedoch nicht so deutlich aus geprägt ist, dass sie die Stabilität beeinflusst. (nach Kegler-Graiewski 2007) Die meisten Dechsel hatten bis in die Siedlungen einen langen Weg vor sich. Er kommt in verschiedenen Mittelgebirgen vor. Die Gruppe der Akinolith-Hornblendschiefer (kurz AHS-Schiefer genannt) findet sich im Spessart, Odenwald, Erzgebirge und im Fichtelgebirge, sowie in Nordböhmen. Der neue Dechsel scheint wenig Glück bei der Erhaltung gehabt zu haben. Obwohl AHS-Schiefer ziemlich witterungsbeständig ist, kann er durch ungünstige Einflüsse im Boden so verwittern, dass er sich sehr rau anfühlt. Dann bleiben die beständigeren Materialien im Stein (dunkle Einschlüsse, die glimmerartig sind) leicht erhaben. Die beste Erhaltung mit einer sehr glatten Oberfläche zeigt dabei das Dechselfragment ganz rechts, während die neu gezeigte "Flachhacke" (zweite von links)  bis auf die Schneide ziemlich rau ist.


Zum Thema Beile, Dechsel, Äxte hat Christian Fuchs in seiner Website eine kurze, prägnante Rubrik eingerichtet:
 http://www.steinzeitwissen.de/beile-axte-und-andere-holzbearbeitungswerkzeuge
Viele Begriffe sind veraltet und überholt, werden aber in meinem blog (meist in Klammern) noch verwendet. Auch in der aktuellen Literatur sind die Begriffe "Schuhleistenkeil" oder  "Flachhacke" u.ä. noch in Verwendung. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen