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Dienstag, 22. Oktober 2013

484. Post. Auf den Spuren des Neandertalers?

In unmittelbarer Nähe des Fundpunktes eines Mittelpaläolithischen Schabers, fanden sich heute zwei Artefakte, die in diesem Zusammenhang eine Erwähnung verdienen.
Ein Artfakt, mit 66mm Länge und 55mm max. Breite ist wohl ein Abschlaggerät, morphologisch aus der "Abteilung Grobe Bifaces."
ventral

dorsal

Distalende



Was nun sehr schwer in das Bild des Mittelpaläolithikums passt, ist diese Zerrüttungszone, was die Ansprache nach einem Ausgesplitterten Stück wahrscheinlicher macht. Die Zerrüttungszone erklärt für mich jedoch nicht die lateralen Retuschen. Im Inventar (Inv.Nr.96) der Großen Grotte befindet sich ein kleiner Faustkeil, von dem Wagner berichtet, er zeige eine "zerstoßene Basis." Wäre ich nun nicht Laie und Sammler, hätte Zugriff auf die Funde der großen Grotte, würde ich die Stücke vergleichen.

Die Dorsalseite ist von größeren Negativen geprägt. Die Lateralkanten tragen wenige Retuschen. Das Stück trägt keinerlei Kortex.

Anders auf der Ventralseite. Hier ist das Artefakt unilateral, im Gegensatz zur Dorsalseite aufwändig, auch formgebend retuschiert.


Mit einer ebenfalls unweit davon gefunden Spitze kann man diesen kurzen "Suchertag" von nur einer Stunde Begehung wohl als erfolgreich bezeichnen. 

Länge der "Spitze" 47mm - ebenfalls undatiert, möglicherweise ein neolithischer Bohrer? Für meinen Geschmack müsste allerdings, zumindest regelhaft, der Schlagpunkt am Proximalende auch "mittig" und nicht seitlich liegen. 




Selbst die schönste Frau ist an den Füßen zu Ende...die urgeschichtliche Forschung auf der Blaubeurer Alb noch lange nicht...In Teilbereichen der Schneide sind  Retuschen erkennbar. 

Grobe Bifaces oder Unifaces können auch Bestandteil von neolithischen Inventaren sein...


Warum so viel Aufhebens um einzelne Artefakte?
Kennzeichnend für die Entwicklung des Mousterien de Tradition Acheuleen in Westeuropa ist vor allem die Levallois- Methode bei der Werkzeugherstellung. Es geht noch mit hinein in die Industrien des finalen Mittelpaläolithikums. Die letzten eindeutigen Industrien sind hier die sogenannten Keilmesser- und Blattspitzengruppen, ihre Entsprechung im östlichen Europa ist das Miqoquien.

Die Datenlage auf der Schwäbischen Alb was Inventare dieser Zeit angeht, ist schlicht dürftig und lässt sich nicht leicht fassen, die Funde an eindeutigen Geräten ist karg, vor allem verglichen mit den Funden des Aurignacien ( auf das Mittelpal. folgt in den Straten stets ein Hiatus- eine fundleere Schicht, die die Hinterlassenschaften des Neandertalers vom modernen Menschen zeitlich trennt.), obwohl die meisten Höhlenfundplätze diese Zeithorizonte aufweisen. Man führt die Fundarmut in erster Linie auf die geringe Besiedlungsdichte zurück. 
Die Inventare der Höhlen zeigen sich heterogen, lassen sich den Blattspitzengruppen nicht zuordnen und werden daher allgemein formenkundlich als levalloid bezeichnet. Die Inventare gelten morphologisch als eher einfach. Die Stratigraphien der Höhlen gehen in keinem Fall über 45 000 vor heute hinaus.

Das bekannteste altpaläolithische Artefakt ist der Faustkeil, das Mittelpaläolithikum war aber viel mehr, die große Masse der Werkzeuge weit weniger spektakulär, eher unscheinbar. Solche "einfachen Stücke" aus der Masse später datierender Artefakte heraus zu filtern und zu erkennen ist genau so schwierig wie spannend...


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