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Montag, 28. Oktober 2013

485, Dechsel der Bandkeramik

Wieder einmal servierte der Pflug eine kleine Dechselklinge auf einer Linienbandkeramischen Siedlung. Gemarkung Sonderbuch.

Breitflache, kleine Dechselklinge aus Akinolith-Hornblendschiefer.  Die dritte dieser Art auf einer Siedlung.

Grundsätzliches zu Dechseln, Beilen & Co.  lesen Sie hier:
http://www.steinzeitwissen.de/beile-axte-und-andere-holzbearbeitungswerkzeuge/dechselklingen-aus-dem-alteren-neolithikum

Aus einer Zeit, als man über die Verwendung spekulierte und sie als Bodenbarbeitungsgeräte einschätzte stammt der veraltete und wenig sinnvolle Begriff "Flachhacke", der aber immer noch  Verwendung findet.
Dem Material wurde in dieser Zeit eindeutig der Vorzug gegeben, obwohl die Vorkommen oft sehr weit entfernt liegen.


Eindrücke bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen

Beile, Äxte, Dechsel, Kratzer, Schaber...Besonders im Neolithikum scheint Holz der wichtigste Werkstoff gewesen zu sein, der mit vielen dieser Werkzeuge bearbeitet wurde. Manch einem drängt sich hier der Name "Holzzeit" auf. Aufgrund ihrer scheinbar unbegrenzten Haltbarkeit ist es vor allem der Stein, über den wir versuchen die Menschheitsgeschichte zu verstehen. Im Kontext intakter Stratigraphien, ungestörter Befunde, aber auch oft schon mit exakt erfasster Lage in den Oberflächen, erweitert sich das Bild. Die Methoden, die uns zum "Lesen dieses Bodenarchives" befähigen, haben sich immer mehr erweitert und verfeinert. Für viele Bodendenkmale ist es deshalb ein Glücksfall, wenn sie erst heute erkannt werden und auf diese Methoden treffen und nicht schon in einer Zeit, als man die Archäologie noch als "Wissenschaft des Spatens" bezeichnete.
Doch nicht nur die Methoden der Analyse haben sich erweitert und verfeinert. Auch die Methoden des Auf spürens von Relikten aus alten Zeiten haben ungeahnte Möglichkeiten gezeitigt. Metallsonden z.B. ermöglichen, dass für kleines Geld das Aufspüren für Jedermann möglich und schon lange zum Massensport geworden ist. Schutzgesetze, zumal sie in vielen Fällen "nur" Ordnungswidrigkeiten definieren und Verstöße kaum geahndet werden, können diese Entwicklung nicht aufhalten. Eine Randerscheinung der allgemeinen Entwicklung unserer Gesellschaft der Individualisierung, in der sich viele immer mehr nur sich und ihrem eigenen Gewissen und der Durchsetzung ihrer persönlichen Vorteile verpflichtet sehen.  Die kollektive Verantwortung um das Erbe der Menschheit scheint sich immer schwerer vermitteln zu lassen. Es ist schockierend, was der "arabische Frühling" in Ägypten für das archäologische Erbe derzeit verursacht. Ungeheuerlich werden eines Tages sicher auch die Verluste als Kriegsfolgen in Syrien sein. Aber in Mitteleuropa herrschen weder Krieg noch Unruhen und doch schafft es unsere zivilisierte Gesellschaft nicht in verantwortlichem, ausreichenden Maße Verantwortung zu übernehmen. 

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