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Mittwoch, 1. Januar 2014

491.Post.Die letzten Funde in 2013

Bohrer, Lateralretusche an kleinem Abschlag und ein "spezielles Stück" aus dem Jungneolithikum. 

Anders als im letzten Winter sind ununterbrochen auf den frisch UMGEPFLÜGTen Feldern Lesefunde möglich. Neben allen bekannten, modifizierten Artefakten, treten immer wieder besondere Artefakte auf, die eine eingehendere Betrachtung verdienen.
oben: kleiner Bohrer, unten Abschlag mit Lateralretusche (rechts)
Mitte: Sichelklinge?


Grundform: Klinge, unilateral nach dorsal, partiell (proximal) nach ventral retuschiert.
Länge: 43mm, max Breite: 16mm.

Unten: das Proximalende mit wenigen Retuschen  auf der Ventralfläche, die an dieser Stelle an eine Schäftung denken lassen? Bulbus weg retuschiert. Wallnerlinien zeigen die Schlagrichtung an.
Oben links am Distalende wurden für die Formgebung zu einer Spitze wenige Retuschen ebenfalls nach ventral aus geführt.

Das Artefakt ist unilateral, formgebend retuschiert. Dabei fällt links lateral zum Distalende hin eine "möglicherweise absichtlich abgesetzte. schräge Endretusche" auf.  Die einzige Stelle, die eine Politur erkennen lässt. Diese Tatsache kann nicht dazu führen, diese Stelle als einzige Arbeits- oder Funktionskante zu verstehen, dazu ist das ganze Artefakt zu sorgfältig, symmetrisch exakt  gearbeitet. 
 Spontan denkt man da an die Sicheleinsätze des Mitteleuropäischen Jung- und Endneolithikums. Als sicheren Beleg für Sicheleinsätze wird häufig das Vorhandensein von "Sichelglanz" benannt, welcher sich aber erst nach längerem Zeitraum der Benutzung einstellt. Er entsteht durch intensiven Kontakt der Oberfläche aus Silex ( hier Hornstein des Weißjura) mit SiO2 -haltigem Material, was sich in Pflanzen wie Getreide, Gräsern, Schilf oder Seggen findet. Sie verursachen es bei der Ernte oder der Weiterverarbeitung für verschiedene Zwecke. Inzwischen wird diese Tatsache nicht mehr als alleiniger Indikator für die Nutzung eines Steinartefaktes zur Ernte an gesehen. Das vorgestellte Artefakt, das letzte am Silvestertag des Jahres 2013 gefunden, weist lediglich an der vielleicht intentionell ab gesetzten "schrägen Endretusche" eine Glanzstelle auf, sonst tragen keine der Kanten den beschriebenen Sichelglanz  und auch keine Polituren, wie sie durch anderweitigen Gebrauch oder Schäftung entstehen können. 
Phillip Drechsler (Steinartefakte, Kerns-Verlag 2012) regt an, dass sich die Vielfalt der morphologischen Merkmale mit einer differenzierten Nutzung in Verbindung bringen lassen könnte. Die Nutzung von Sicheln und Erntemessern ist sicherlich nicht nur auf die Getreideernte beschränkt, sondern die Ernte der unterschiedlichsten Pflanzen oder auch deren Verarbeitung scheint denkbar. 
Es gibt Überlegungen, "Sicheleinsätze" verstärkt nach formalen Attributen zu klassifizieren und weniger nach Gebrauchsspuren. Ansatzpunkte könnten deren Kantenmodifikation der Schneidekante - davon hat unser vorgestelltes Stück mindestens zwei (Unilateral, umlaufend) - die Form der Längenmodifikation , oder die Metrik sein.
Siehe auch:
Ein verblüffend ähnliches Stück:
http://lesefunde.blogspot.de/2013/10/482-post-unilateral-kantenretuschierte.html
vergleiche auch:
http://lesefunde.blogspot.de/2013/05/neolithischer-dolch-ii-fragment.html


Die beiden Artefakte im direkten Vergleich ( oben neu, Asch, unten, schon vorgestellt aus Sonderbuch) 
Das Spitzoval erscheint in nunmehr zwei Exemplaren wohl kein Zufall mehr zu sein, sondern als jung neolithischer "Typus" auf der Blaubeurer Alb nach gewiesen. Bei beiden Exemplaren ist der jungenolithische Kontext den beide Fundstellen aufweisen am wahrscheinlichsten.  Beide Fundstellen weisen um die Datierungsfrage spannend zu gestalten, (wie kann es auch anders sein, )  auch Komponenten anderer Zeithorizonte auf. 
Als eines der ersten Artefakte in 2014 fand sich ein drittes Exemplar (Mitte), diesmal mit partiellem Lackglanz, etwa zur Hälfte, diagonal zur Grundfläche am Distalende.  (Siehe auch Post Nr. 251.-Fragment.)

Die  Serie: links Asch Brennerhäule, halblinks Sonderbuch Schlaghau, Mitte: Sonderbuch Schlaghau, halbrechts Asch Brennerhäule, rechts Fragment Sonderbuch Breite, letzteres eventuell aufgrund der Größe Dolch.

unten: kleiner Bohrer aus dem gleichen Kontext, Länge: 21mm. Für derlei kleinformatige Funde sind gut abgeregnete Felder Voraussetzung. 

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