Powered By Blogger

Sonntag, 31. Juli 2016

619. Post. Umgepflügt 2016...eine ungewöhnliche "Spitze" zum Saisonauftakt...

Die ersten Felder sind 2016 abgeerntet und umgebrochen. Zeit für die ersten Begehungen der neuen Saison.

So recht auf den Geschmack kann man kommen, wenn man gleich bei den ersten Bahnen auf ein bislang einmaliges Artefakt stößt.

Gleichartiges konnte auf den Sonderbucher Fluren (-schon weil vollständig und unbeschädigt) bislang nicht gefunden werden, denn die - "SPITZE-" besteht schon mal nicht aus einer Klingengrundform, sondern zeigt als echtes Kerngerät auf beiden Flächen den Kortex eines Silex, der in Fladenform vorkommt. Spontan denkt man da an den Plattensilex von Abensberg Arnhofen, der in verschiedenen Zeithorizonten auf der Blaubeurer Alb auftaucht, jedoch lässt sich hier keine Bänderung erkennen. Das Stück erinnert an ein Artefakt aus Plattensilex des Höfermahd aus demselben (?-oder ähnlichem?) Material, das mir jedoch zum Vergleich im Moment nicht vorliegt, da es sich zur Bearbeitung in Tübingen befindet. Aus diesem Rohmaterial wurden im jüngeren Neolithikum zahlreich Sicheln (im weitesten Sinne "Messer" bzw. lateral retuschierte Artefakte mit schneidender Funktion) gefertigt.

Knapp 50 mm lang und 7 Gramm schwer und damit außerhalb der Norm einer gewöhnlichen ebenso bifaziell, unilateral retuschierten Pfeilspitze, und hat ihre Größe nur mit den neolithischen Bohrern gemein, was es definitiv nicht ist. 
...an der Basis weist das Artefakt eine Verjüngung auf, die zum Zwecke einer Schäftung angelegt worden sein könnte. Möglicherweise war das Stück auch noch etwas länger, da dieses Ende nach einem glatten Bruch aussieht.
vergleichbares Material von der Frankenalb? gefunden in Wippingen, Höfermahd.
vorerst muss die Rohmaterialfrage unbeantwortet bleiben.

Ein Vergleich mit diversen Pfeil- spitzen. Das neue Artefakt befindet sich unten in der MItte
in einer Reihe jungneolithischer, bifaziell bearbeiteter Artefakte.
Unten links ein Beispiel vom selben Acker dafür, dass auch Pfeilspitzen sehr schlampig aus
geführt worden sein konnten.

 Ein bemerkenswerter, neuer Fund, dessen genauere Zurodnung sich bei eingehender Betrachtung auf einer bifaziell modifizierten Lateralen erschließt und was mit meinen bescheidenen fotografischen Versuchen nicht dar zu stellen war: Eine Laterale (=Gebauchs- und Funktionsende/-kante) zeigt deutlich mehr Glanz, nämlich Lackglanz, dessen Entstehungsgrund hier schon mehrfach dargelegt wurde. Der Gebrauch und die Art der Schäftung ist dafür verantwortlich, dass dieser Gebrauchsglanz nur auf einer Lateralen entstand, unter Ausnahme des kurzen "Schaftdorns". Spitz zuretuschierte Werkzeuge (in der Regel aus Klingen und Abschlägen) sind regelmäßig in spät- bis endneolithischen Inventaren belegt. Leitcharakter haben endgeschäftete Dolchklingen, die weniger stechende, sondern schneidende Funktion hatten. Mit dem Begriff Erntemesser scheint man sich bei dem neuesten Fund, dem "Typus" vielleicht am ehesten zu nähern. In der Horgener Kultur Südwestdeutschlands oder der Chamer Gruppe, aber auch Goldberg III und der Schnurkeramik Bayerns finden sich beidseitig flächenretuschierte Dolche - zumeist aus Plattensilex. ( siehe Gerätebestand des Jung- und Endneolithikums von Petra Kieselbach, in Steinartefakte, Tübingen 2012) Spätestens seit "Ötzi" haben sich bei mir auch die Vorstellungen von Größen von Dolchen relativiert.Aufgrund des einseitigen Lackglanzes dürfte sich das Artefakt in einem professionellen Grabunsinventar vermutlich auch in der Kategorie Lackglanz wiederfinden. Er entsteht wie die Politur durch den Gebrauch, in diesem speziellen Fall durch den mehr oder weniger intensiven Kontakt mit silikathaltigen Pflanzen, durch Schneiden von Getreide, Schilf usw.
Gefunden auf Sonderbucher Markung in der Nähe von ehemaligen Erdfällen die in früheren Zeiten einen Gunstfaktor für Siedlungstätigkeit dargestellt haben könnten und deren Peripherie von neolithischen Funden dominiert wird, jedoch auch paläolithische Komponenten aufweist.Erdfälle sind Schlucklöcher zur Entwässerung der Oberfläche und sind vielleicht früher nach starken Regenfällen nicht so schnell trocken gefallen wie heute. Auf der Alb gibt es keine oberirdischen Abflüsse, das Oberflächenwasser muss durch den Karst. Konnten hier sogar mal Schilf oder Seggen geschnitten werden?
links,eine Sichelklinge, ein Erntemesser,
ein kleines "Dolchle ..."
und rechts eine jungneolithische Pfeilspitze mit
einer markanten, sehr feinen Bearbeitung. Die Sichelklinge unterscheidet sich
von ihr mit einer deutlich nachlässigeren Ausführung der Gebrauchskanten.
Vielleicht ein Vergleichsstück, oben Mitte im Bild.
Nach H.Mollenkopf ein Dolch, der auf dem Bild eher
wie ein Bohrer wirkt und keine eingezogene Schäftungsretusche aufweist.
aus: Spuren eines Dorfes, Festschrift zur 700-Jahr-Feier von Sonderbuch.
(Keine Größenangaben bekannt)
 Zum Abschluss meines Posts zeigte sich der "Kleindolch" dann doch noch von seiner Glanzseite...
Als Kerngerät ist diese Spitze morphologisch den Faustkeilen näher, als den neolithischen Spandolchen, die aus Klingengrundformen gefertigt wurden.


Jungneolithisches zum Thema Schneiden
Sichelklingen
Die Grenzen zum "Dolch" sind zuweilen fließend ...


besonders deutlich bei der zweiten Klinge von links, die eine Spitze aufweist.
Hier jedoch alle Geräte aus Klingengrundform
Derlei bifazielle Geräte sind auch aus der nahen Welterbestätte
Ehrenstein bekannt und geben damit den Funden der Blaubeurer
Alb einen Anhatspunkt für den fraglichen Zeithorizont.

Ob Dolch oder Sichelklinge...Morphologisch sind sie zusammenfassbar und an zu sprechen als kanten- und endretuschierte, sowie flächenretuschierte Werkzeuge mit schneidender Funktion.





So oder so ähnlich versucht die experimentelle Archäologie sich der
Erklärung der Funtkion des Kompositgerätes Sichel/Erntemesser zu nähern

Schöne und liebe Grüße an meine langjährigen Weggefährten bei R.P.Gawel's  geschlossenem Steine-Scherben-Forum. Danke, dass ich dabei sein durfte.Viele von Euch haben mir über lange Zeit viel gegeben und weiter gebracht. (Alles hat seine Zeit...Prediger 3,1ff)

Sonntag, 24. Juli 2016

618. Post. Münz- Lesefunde...2016



Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun,
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.

So heißt es in dem Sonett  "Tränen des Vaterlandes" von 1636 von Andreas Grypius. Es zählt bis heute zu den wohl am meisten zitierten Antikriegsgedichten und meint die Schrecken des sogenannten "Dreißiährigen Krieges". Nur 4 Jahre nach dem westfälischen Friedensschluss entstand in der Stadt Konstanz unter dem neuen Münzmeister Jakob Weingärtner ( 1652 - 1656) eine kleine Silbermünze, ein sogenannter Halbbatzen, im Wert von zwei Kreuzern, die bei uns auf der Blaubeuer Alb verloren ging. Es war eine sehr schlechte Zeit und der Verlust entsprechend groß. Zwei Drittel der Bevölkerung wurde durch den Krieg und sie begleitende Seuchen dahingerafft. Sonderbuch lag in Schutt in Asche. 


MON(ETA) N(OVA) CIVI(TATIS)CONSTANTIENSIS
Das Wappen der Stadt KONSTANZ
und die Jahreszahl

1652
Silber

Der gekrönte Doppeladler auf der Rückseite,Titular 

des Landesherrn
Umschrift fragmentiert
Als zwei Kreuzer Stück mit entsprechendem Silbergewicht, war es mit anderen Silbermünzen vergleichbar und gleichwertig und konnte sich weit verbreiten. Das Edelmetall konnte sich über die letzten 464 Jahre unbeschadet in der rauen Ackererde behaupten. UMGEPFLÜGT und ausgepflügt und gefunden im Sommer 2016. Ein entsprechendes Stück ließ sich derzeit im aktuellen Münzhandel und den einschlägigen Auktionshäusern nicht finden um eventuell Näheres darüber zu erfahren. So bleibt auch vorerest der Münzmeister unbekannt. Im Jahr 1295 erwarb Konstanz das Münzrecht durch Kauf und prägte den sogenannten Ewigen Pfennig, der nicht mehr der jährlichen Münzverrufung unterlag. Durch den Münzverruf, den die jeweiligen Münzrechtinhaber ausrufen konnten verloren die Münzen ihre Gültigkeit. Neben der Stadt selbst, hatte auch der Bischof von Konstanz das Münzrecht inne. 
(https://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Konstanz)
Die kirchlichen Herren waren auch die weltlichen Herren des auf deutschem Gebiet größten Bistums, dessen Fläche so groß war wie die Schweiz. Nach der Reformation setzte hier eine Gegenreformation und eine Rekatholisierung ein. Um 1600 fasste das Jesuitentum unter dem Fürstabt J-G.von Halwyl Fuß. 

Löwenstein-Wertheim-Rochfort, mit den drei Wappen des Fürstenhauses-
3 Kreuzer, geprägt unter Dominik Constantin, 1790. Silber.
Appels schreibt 1824 über diese Münze: Der sitzende, mit dem Fürstenhute bedeckte Löwe hält einen Schild, darauf ein "C" in blauem Felde ist. Revers (oben) CON.LAND:MÜNZ, 1790 zwischen zwei Palmzweigen die drei Wappenschildchen, bedeckt mit dem Fürstenhute. Unten S(W)E.
Fundort: Blaubeurer Alb,
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dominik_Constantin_zu_L%C3%B6wenstein-Wertheim-Rochefort

Württembergische Scheidemünze, 1/4 Kreuzer, Kupfer 1864
Fundort: Blaubeurer Alb.

Mittwoch, 13. Juli 2016

617. Post. SOMMERPAUSE....Geschichte der Germania, Sonderbuch

Ehemaliges Gasthaus zur GERMANIA 2016, Sonderbuch-
Vorgängergasthaus an selber Stelle ab 1818.

SOMMERPAUSE SOMMERPAUSE SOMMERPAUSE...auf den Feldern reift die Ernte und es herrscht

Sommerpause für Sammler...


Hausforschung über ein Dorfgasthaus - Die GERMANIA in Blaubeuren-Sonderbuch. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Kalksteinpflaster. Die einzelnen Steine wurden beim Abbau der hinteren Güllegrube im Jahr 2000
gefunden, welche zum Gaststall, später Schweinestall und wohl auch zum Abort gehörte.
 Die Pflastersteine sind durch den Gebrauch glatt poliert und können zu einer vielleicht mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Bauphaseauf dem Grundstück gehören, sodass das Pflaster beim Aushub
 für einen Neubau zerstört worden sein muss.


Das Grundstück Ascher Straße 6- vormals Am Ortsweg No. 4, Hausnummer 19 und im Jahre 1742 als Brunnengasse bezeichnet.- ist nachweislich mindestens seit 1575 bebaut. In diesem Jahr treten als Eigentümer Abraham Kientzelmann und Georg Weberruß auf. 100 Jahre später ist eine Eigentümergemeinschaft eingetreten unter den Namen: Georg Scheckh- Hanns Scheckh und Melchior Mayer.

1743 ist ein Nicolaus Bauer als Eigentümer eingetragen und ab 1817 ein Jeremias Sautter.
1818 tritt Georg Maier, als Pfründner in Erscheinung.
Im Haus fand sich bei der Renorierung im Jahre 2000 eine gußeiserne Ofenplatte mit der Jahreszahl 1818. Im gleichen Jahr ist Georg Maier als neuer Bewohner  ins Güterbuch eingetregen. Ein Ofen - neben einem Herd in der Küche steht für einen gehobenen Wohnkomfort, wie er etwa auch in einer Gaststätte an zu treffen ist. Ein Jahr später tritt an die Stelle des Georg Maier dessen Sohn:
1819 bis 1927 gehört das Grundstück mit Gasthaus Georg Maier, jung, Er trägt die Berufsbezeichnung Wirt.

Sicher zu belegen ist ein weiterer Wechsel des Besitzes von 1843 bis 1853 als Bewohner und Wirt, dem sogenannten Unterwirt. als Wirt der unteren Wirtschaft bei der unteren Hüle, Johannes Allgaier. Er erbaute vermutlich den gegenüberliegenden Stadel im Jahre 1844.
Davon ist seit dem Abbruch  noch das Baudatum in einer Leitersprosse eingeschnitzt  vorhanden-
J.A.1844. Baudatum des Stadels vom Unterwirt Johannes Allgaier
Der Sstadel -rechts- links das angebaute Altenteil.2001

Der alte Stadel mit Wagenhaus und Altenteil steht nicht mehr.
Das Altenteil wurde nie von der Familie genutzt. Zeitweise diente
es nach dem 2. Weltkrieg als Behausung einer vielköpfigen Flüchtlingsfamilie.
Noch zeigt der Handlauf der Treppe, wo die Familie das Schlafzimmer
erreichen konnte.


Das Gasthaus war wohl Nebenerwerb und der Hauptwerwerb dürfte über eine Landwirtschaft erzielt worden sein, so wie auch schon der Besitzer Glöckler als Bleicharbeiter sein Zubrot verdienen musste. Dieses mehrgleisige System bestand auf dem Anwesen der späteren Germania bis zur Aufgabe von Landwirtschaft und Gastronomie 1962 (?). Auch heute halten sich noch viele kleine Betriebe der Landwirtschaft als Nebenerwerbsbetriebe, die keine Familie mehr zu ernähren und auch keine Perspektive mehr zu geben vermögen. 
Die Schlüssel des Unterwirts
Auch von der alten Bestuhlung der Gasträume ist
noch Einiges vorhanden.
Sicher zu belegen ist der nächste Besitzer Christoph Glöckler als Wirt von 1869 bis 1877. Im Blaumann hat er 1878 eine Spur durch eine Anzeige hinterlassen:
Verkauf von Dielsäulen durch Unterwirt Glöckler zu Sonderbuch
Sicher ab 1898 geht das Grundstück mitsamt der Gastwirtschaft an Georg Söll, der seine Wirtschaft zur GERMANIA nennt.

Oben rechts das Grundstück der Germania mit dem Grundriss des Vorgängerbaus von 1818 und einer Überplanung von 1900, bei der sehr wahrscheinlich die alten Gewölbekeller eines Vorgängerbaues mit einbezogen wurden. links im Bild die untere Hüle der früher als Brunnengasse bezeichneten Ortsstraße Richtung Asch. Diese Namensgebung  gründet aber vielleicht nicht nur auf die dortige, in den 1950er Jahren zugeschüttete Hüle, sondern im Jahre 1985 stieß man beim Bau der Ortskanalisation auf eine wasserführende Gesteinsschicht, die klares Wasser sprudeln ließ, und es scheint diese Quelle zu sein, die vielleicht die Hüle speiste und letztlich vielleicht sogar Grund für eine erste Ansiedlung war.  Heute noch, (zuletzt im Sommer 2016 sehr deutlich), tritt die Quelle in manchen Jahren links vom Ortsausgang Richtung Asch zu Tage und läuft teilweise über die Straße.

Erste Siedlungsspuren in Form von Hornsteinartefakten fanden sich beim Verlegen unserer neuen Wasserleitung unter dem im Haus befindlichen Stall. Es ist natürlich nicht sicher, ob diese intrusiv mit der Rollierung der Hausfundamente unter das Gebäude kamen, oder ob hier wie an so vielen anderen Stellen um Sonderbuch Erdfälle/mögliche Wasseransammlungen der Grund für den frühen menschlichen, temporären, oder sogar sesshaften Aufenthalt waren. Die Geologie an dieser Stelle lässt jedenfalls heute noch eine oberflächliche Entwässerung des Geländes in diesem Bereich erkennen. Umgangssprachlich wohnen die Einwohner hier "auf der Schnauz."
Fundstelle Ascher Straße 6, Sonderbuch, Germania
Eine Keimzelle des Dorfes, so die Chronisten, lag bei dieser Dorfhüle. Neben dem Niederweiler Hof als eine Keimzelle von Sonderbuch liegen um diese Hüle vier Bauerngüter, dies sich heute noch darum gruppieren: Die heutigen Anwesen Walter (Bohnacker) Wörz, Söll und Ruopp (heute Bollow, zur Germania) entstammen wohl einem gemeinsamen, großen Hofgut, das 200-300m rechts und links der Ascher Straße zwischen Ortsausgang und Sträßle seine Äcker hatte. Hier liegen noch 1927 Felder fast ausschließlich dieser Hofstellen und auch in anderen Gewannen finden sich deren Äcker auffallend oft unmittelbar beieinander. Das Spital wurde im 15./16. Jh. Besitzer dieser Bauerngüter.
Im Garten der Germania gefundenes Kreuz. Es kommt
im Blaubeurer Spitalwappen vor. Die direkt dem Papst unterstelleten Brüder vom Orden des Heiligen Geisters und ihre Heilg-Geist-Spitäler trugen das sogenannte Patriarchenkreuz auf ihren Habiten und nutzen es als Wappen an Gebäuden und Grenzsteinen.
Die alte Wirtschaft zur Germania wurde 1900 abgebrochen und von Georg Söll neu erbaut.

Die Tochter Cäcilie Söll heiratet Jakob Ruopp, mit dem sie die Wirtschaft weiter betrieb. Die Wirtschaft nannten sie weiterhin zur Germania.
der im Blauman empfohlene Gast- Stall

auch da wusste jeder wo es lang geht...
Schaffe, schaffe, Heisle baue....
Nach dem Neubau befinden sich viele Bauelemente der alten Wirtschaft im neuen Haus in Sekundärverbauung wieder. Vor allem der eichene Dachstuhl muss in Teilen mindestens von 1818 stammen. Viele eichene Balken des Vorgängerbaus sind auch in den Fachwerkgiebeln sekundär verbaut. 

Es spielt auf: Die Kapelle Wörz
Bei Tanzveranstaltungen wurde die hölzerne Zwischenwand des Gastzimmers, das an den Tanzsaal anstieß herausgenommen und die Kapelle spielte hier. Dieser Gastraum war auch Bühne für Theaterveranstaltungen. Lange noch war das Gästebuch der Germania in Familienbesitz vorhanden und beherbergte auch die Mastensetzer, die die Elektrifizierung nach Sonderbuch brachten. So nächtigte da auch ein Vertreter des Berufsstandes der "Lochmacher" Leider ist das Gästebuch abhanden gekommen...als die letzte Besitzerin Vieles aus dem alten Inventar an Altwarenhändler verkaufte.
Trennwand im Gastraum, die nach Herausnahme das Zimmer zur Bühne des Tanzsaales machte- Im Saal fand auch der Schützenverein Sonderbuch ein Zuhause. Im Saal wurde von 1953 bis ca. 1961 auf drei Luftgewehrschießständen geschossen...Die herausnehmbare Trennwand wurde im Zuge der Renovierung ausgebaut.
Im Gastzimmer sind die breitesten Bodendielen verlegt- einst ein Zeichen für Wohlstand.


Bis aus Ulm sollen die Gäste gekommen sein- eines Teils des Rauchfleischs wegen
aber auch wegen dem selbstgemachten Apfel- und Birnenmost, den man bei Bedarf in
Flaschen mit nach Hause nehmen konnte. Drei davon sind noch erhalten.

im Saal des Gasthauses fanden zahlreiche Hochzeiten und Tanzveranstaltungen statt
 Gartenfunde....auch Kleingeld...denn die Bewirtung fand bei schönem Wetter im Freien statt, wo so manche Münze verloren ging.
Hafnerware- zerschlagenes Gebrauchsgeschirr des 18. und 19. Jahrhunderts wurde am Haus entsorgt oder sind eben wie auch immer Reste des Hasusrats vielleicht vom Abbruch des Vergängerbaus. Geschirr und Geschirrbruch wundert in einem Gastronomiebetrieb nicht. Auch das Spuren einer bewegten Geschichte.

Gesichter, Geschichten und die Seele eines Hauses...

Georg Söll, Wirt und Landwirt. Erbauer der heutigen
Germania


Ehefrau des Georg Söll in der Festtagstracht.
Der Germaniagründer Söll mit Kindern im Biergarten der Germania,
eine der Töchter, Cäcilie Söll (1894 - 1972) heiratet Jakob Ruopp und übernahm
den weiteren Schankbetrieb nebst Landwirtschaft.

Hochzeit im Hause Ruopp in der Germania, vermutlich Mitte 1930er Jahre.
Ganz links Georg Ruopp neben seiner Schwester Cäcilie Ruopp, der letzten
Bewohnerin der Germania vor dem Verkauf im Jahre 2000.Nach hundert Jahren
wechselt das Haus den Besitzer. Ganz rechts der Wirt Jakob Ruopp,
 davor seine Frau Cäcilie,geborene Söll, die das Gasthaus weiter führten.

Germania 1945
Germania 2000
Germania 2000


Germania 2015

Über den Verkäufer Georg Ruopp, einem Sohn von Jakob Ruopp, sind noch zahlreiche Geschichten aus und um die Germania erhalten geblieben...Beträten die früheren Bewohner die Germania heute, wären sie sicherlich erstaunt darüber, wie wenig sich im Inneren am ursprünglichen Erscheinungsbild verändert hat, da ein behutsamer Rückbau und Restaurierung der historischen Details statt gefunden hat. Lediglich der Tanzsaal im ersten Stock wurde zweckmäßig in vier Räume aufgeteilt. Georg Ruopp war ein leidenschaftlicher Witzeerzähler, von denen ich mittlerweile alle bis auf einen vergessen habe...(meistens begann er mit der Frage " Habe ich den schon erzählt?...) der das größte Kompliment beschreibt, das man angeblich einer fleißigen, schwäbischen Hausfrau machen könne: "Heut' siehscht' Du richtig a'gschaffet (abgearbeitet, fertig) aus..."



Germania 2000
Germania 2015
20015
2015
2015
2015

2015

Ergänzungen und Änderungen  dieses Posts sind sehr wahrscheinlich.

Edit 2.7.2021:


Die GERMANIA, erbaut im Jahre 1900 - auf einer Ansichtskarte, die 1916 gelaufen ist.